Weingartener Hof I Denkmalsanierung zu 7 Wohneinheiten


Historisches Fachwerkgebäude aus dem Jahr 1635 in Markdorf
In Markdorf, in der zweiten Bodenseereihe, steht ein beeindruckendes Fachwerkgebäude aus dem Jahr 1635. Dieses geschichtsträchtige Bauwerk wurde vom Kloster Weingarten errichtet und diente ursprünglich als Lagerhaus für den „Zehnt“ – den Abgabenteil der ansässigen Bauern.Der Gebäudekomplex bildete damals zusammen mit der nicht mehr existierenden Scheune und dem Oberhof eine markante Einheit, die den Ortseingang prägte. Während die Scheune und der Oberhof vor einigen Jahren abgerissen und neu bebaut wurden, bleibt der sogenannte Unterhof als einziges erhaltenes Gebäude an dieser Stelle ein bedeutender Zeitzeuge der kleinbäuerlichen Geschichte.Mit seiner historischen Bedeutung und der besonderen Fachwerkarchitektur ist der Unterhof ein wichtiges Kulturgut in der Region und ein beeindruckendes Beispiel für die Bauweise und Nutzung des 17. Jahrhunderts.


Planungskonzept: Denkmalpflege trifft modernes Wohnen
Das Ziel von Studio-SH war die Entwicklung eines nachhaltigen Konzeptes, das den Erhalt des Kulturdenkmals sicherstellt und gleichzeitig den Anforderungen an modernes Wohnen gerecht wird. In enger Zusammenarbeit mit dem Bauherrn, den örtlichen Behörden sowie der zuständigen Denkmalbehörde entstand ein durchdachtes Planungskonzept. Dieses ermöglicht die Nutzung des historischen Gebäudes durch die Schaffung von sieben Wohneinheiten, die sowohl den denkmalpflegerischen Anforderungen als auch modernen Wohnstandards entsprechen. Zwischen 2022 und 2024 wurde das Gebäude gemäß den Vorgaben der Denkmalbehörde umfassend saniert. Die Fertigstellung erfolgt im Frühjahr 2024, sodass die hochwertigen Wohneinheiten ab Oktober 2024 bezugsfertig sind.




Materialisierung: Historische Substanz trifft Nachhaltigkeit
Gemäß den Anforderungen des Bestandsgebäudes sowie der Vorgaben der Denkmalbehörde wurde bei diesem Projekt großer Wert auf den Erhalt und die behutsame Aufarbeitung der vorhandenen Materialien gelegt. Historische Bauelemente wurden sorgfältig restauriert, um ihren ursprünglichen Charakter zu bewahren, und durch ökologische, moderne Materialien sinnvoll ergänzt. Die Fenster werden aus Holz gefertigt und, je nach Vorgabe, mit oder ohne Sprossen nach historischem Vorbild ersetzt. Bestehende Wände und Wandverkleidungen werden denkmalgerecht restauriert, sichtbar erhalten und in das Gesamtkonzept integriert. Darüber hinaus wurden ausschließlich natürliche Baustoffe wie Lehmputz und Kalkfarben verwendet, die nicht nur das Raumklima verbessern, sondern auch dem historischen Charakter des Gebäudes gerecht werden. Die Dämmung erfolgte mit umweltfreundlichen Materialien wie Holzfaserplatten, die sowohl den energetischen Standard erhöhen als auch den Denkmalschutzvorgaben entsprechen. Besonderes Augenmerk galt der handwerklichen Qualität: Regionale Fachbetriebe führten die Restaurierungsarbeiten aus, um die Authentizität des Gebäudes zu bewahren. Ergänzend wurden moderne technische Standards dezent integriert, um den Komfort für die Bewohner zu erhöhen, ohne den historischen Charme zu beeinträchtigen.

Wirtschaftlichkeit: Denkmalpflege und nachhaltige Lösungen
Der Erhalt und Umbau eines so großen Gebäudes stellen Planer und Eigentümer vor besondere Herausforderungen. Aufgrund der Größe und der damit verbundenen Kosten wäre eine Sanierung für eine Privatperson unwirtschaftlich. Aus diesem Grund wurde ein durchdachtes Konzept entwickelt, das sieben denkmalgerechte Wohneinheiten im Gebäude vorsieht. Durch diese Lösung können die Sanierungskosten auf sieben Mieter umgelegt werden, was das Projekt finanziell tragfähig macht. Zusätzlich profitiert der Eigentümer von den steuerlichen Abschreibungsvorteilen, die speziell für denkmalgeschützte Gebäude gelten. Diese finanziellen Anreize gleichen die erhöhten Aufwendungen für den Erhalt und die Sanierung aus und fördern gleichzeitig die Bewahrung des historischen Gebäudes.Im Vergleich zu einem Neubau eines Mehrfamilienhauses werden durch die Sanierung erhebliche Mengen an grauer Energie eingespart, und es wird keine zusätzliche Fläche versiegelt. Dieses Konzept vereint somit Denkmalpflege und Nachhaltigkeit auf ideale Weise. Das Ergebnis sind einzigartige Wohnungen, die den Charme der Vergangenheit mit den Annehmlichkeiten der Gegenwart verbinden und einen wertvollen Beitrag zum Erhalt historischer Bausubstanz leisten.





„Denkmalschutz und moderne Lebensqualität müssen kein Widerspruch sein. Im Weingartener Hof verbinden wir historischen Charme mit moderner Energieeffizienz. Ein Erbe der Vergangenheit, das bereit ist, in die Gegenwart zu treten.“
CHRISTIAN SCHWÄR
Architekt, studio SH