Ausbau einer Scheune zu zwei Wohneinheiten
Hintergrund
Die Scheune mit Schopf ist Teil des umfangreichen Anwesens des Gasthof Schwanen und seit mehreren Jahrzehnten ungenutzt und baufällig. Sie wurde vom Bauherrn vom Anwesen abgetrennt und mit Unterstützung von Studio-SH zu einem einzigartigen Doppelhaus in einer alten Scheune verwandelt.
Planungskonzept
Die bestehende Scheune verfügt über ein so großes Platzangebot, dass der Maximalausbau – beispielsweise mit kleinen Wohneinheiten – das Gebäude sowie auch die Parksituation vor Ort deutlich überlastet hätte. Studio-SH entwickelte daher ein Konzept mit zwei Wohneinheiten, quasi ein Doppelhaus (DHH), in einer bestehenden Scheune.
Der Wohnraum wurde zu 90 % auf die Balkanlagen oberhalb der Bruchsteinmauern verlegt. Dies erzeugt zwei wesentliche Vorteile: Der Energiestandard im Dach übersteigt die energetischen Anforderungen der KWF und ist sehr kostengünstig beheizbar. Außerdem kann damit typischen Feuchtigkeitsproblematiken aus dem Weg gegangen werden, sodass wiederum kostengünstig beispielsweise keine Horizontalsperren in die Bestandswände eingebaut werden müssen.
Für eine „Überlichtung“ des ursprünglich sehr dunklen Dachraumes sorgen beidseitig jeweils drei Lichtbänder. Die bauliche Ausführung ist dabei immer eine komplexe Angelegenheit, da meist bestehende Konstruktionsteile den einfachen Zugang und das Öffnen und Schließen der Fenster versperren.
Materialisierung
Die gesamte Materialisierung im Haus besteht aus einfachen, aber sehr hochwertigen Materialien. Dies spart Kosten, ohne dabei an der Qualität zu sparen. Das Ergebnis spricht für sich.
Die hohe Drittverwendbarkeit besteht u. a. darin, dass langfristig aus den zwei Wohneinheiten nochmals eine separate Einliegerwohnung abgetrennt werden kann. Die Flächenansprüche einer jungen Familie verändern sich mit dem Alter. Alle hierfür notwendigen technischen Anforderungen an Wohnungszählern.
Wärmemengenverteilern, separatem Hauseingang mit Sprechanlage wurden hier im Vorfeld mitberücksichtigt. Dies verkompliziert die Planung, ist aber bei einem Nutzungszeitraum von mindestens 30-50 Jahren zwingend notwendig.
Der Schallschutz in diesen Gebäuden ist ein zusätzlich schwieriges Unterfangen. Was optisch für den besonderen Charme und die Qualität sorgt, ist schallschutztechnisch katastrophal. So bieten die hohen Decken einen tollen Klangkörper für Luftschall, die omnipräsenten Holzbauteile laufen durch das gesamte Gebäude und übertragen jeden Trittschall. Auch diese Aspekte wurden durch die Anordnung „quasi wie bei zwei DHH“ in der Planung berücksichtigt und konnten so beherrscht werden.
Wirtschaftlichkeit
In diesem Projekt konnte Studio-SH seine Expertise erstmalig unter Beweis stellen. Die unbewohnte, ehemalige Lagerscheune wurde zunächst vermessen und analysiert. Anschließend wurden verschiedene tragfähige Konzepte unter Beachtung von wirtschaftlichen, gestalterischen und denkmalschutzrechtlichen Belangen entwickelt und verfolgt.
Vor Beginn der Sanierungsmaßnahmen wurde unter Einbeziehung der folgenden Förderprogramme ein sehr stimmiges Gesamtkonzept entwickelt: KfW-Kredite und KfW-Tilgungszuschüsse, BAFA-Zuschüsse für die Luft-Wärmepumpe mit Fußbodenheizung, Entwicklungsprogramm ländlicher Raum, kurz ELR.
Die Baukosten konnten durch eine konsequente Optimierung bei der Planung im Vorfeld sowie Anpassungen während des Bauprozesse und einem sehr engen „Cost-Controlling“ auf 2.150 € inkl. MwSt. zzgl. Planungsleistung je m2 Wohnfläche reduziert werden.
Generell stehen Banken Denkmalobjekten zunächst einmal kritisch gegenüber. Es besteht immer die Angst, dass der Bau seinen Bauherren überfordert. Um so wichtiger ist die Auswahl des Planungsbüros und eine sehr detaillierte Aufarbeitung des Projektes durch eine konsequente Projektentwicklung.
